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Schnarchen

 

Vortrag vom 18.V.2004

Referent:
OA.Dr.Keintzel
Schillerstr 9
A-4020 Linz
070/669686

thomas.keintzel(at)bhs.at



 
Der interessante Vortrag veranlaßte keinen der Teilnehmer zum "Schnarchen".Der letzte freie Stuhl war für den Referenten reserviert.


 



 
v.links nach rechts:Dr.Keintzel,Dr.Deim,Dr.Schütz


Allgemeines zum Schnarchen

Das Geräusch des Schnarchens entsteht, wenn der Schlafende durch den geöffneten Mund atmet und so das im Schlaf erschlaffte Gaumensegel in Schwingungen gerät. Ist die Nasenatmung behindert, sei es durch vergrößerte Rachen- bzw. Gaumenmandeln, durch eine Nasenscheidewandverkrümmung oder durch einen starken Schnupfen, so läßt sich die Ursache durch eine geeignete medikamentöse bzw. operative Therapie leicht beheben. Es kann aber auch sein, daß die Nasenatmung einwandfrei möglich ist, daß im Schlaf aber die Backenmuskeln erschlaffen und so den Unterkiefer herabsinken lassen. Hier hilft evt. eine Hochlagerung des Kopfes oder als Notlösung , wenn Partner oder Partnerin die Lärmbelästigung nicht mehr tolerieren, eine sog. Schnarchbinde, die um Kinn und Scheitel gebunden wird. Andere Ursachen , insbesondere ein Schlafapnoe-Syndrom, sollten vorher ausgeschlossen werden.

Schlafapnoe - was ist das ?

Es handelt sich um vorübergehende Atemstillstände, die während des Schlafes auftreten. Jeder Mensch hat während der Nacht einige Atemstillstände. Wenn sie mehr als zehnmal in der Stunde auftreten und länger als 10 Sekunden andauern, Anschließend folgt ein lauter Schnarchton, ein tiefes Schnaufen, das nicht selten den Betroffenen aus dem Schlaf reißt.Wenn diese Zustände mehr als zehnmal in der Stunde auftreten und jeweils länger als 10 Sekunden andauern, wenn zudem vielleicht Veränderungen der Gehirnfunktion und des herz- Kreislaufsystems feststellbar sind, dann ist ein Schlafapnoe- Syndrom wahrscheinlich.

Die Atemstillstandsphasen treten in schweren Fällen bis zu zwanzig- oder dreißigmal in der Stunde auf. Durch den abfallenden Sauerstoffgehalt im Blut wird dem Atemzentrum im Gehirn dann signalisiert, daß es jetzt dringend wieder aktiv werden muß. Im weiteren Krankheitsverlauf häuft sich nicht nur die Anzahl, sondern auch die Zeitdauer der Phasen. Hierdurch verstärkt sich der Sauerstoffmangel an Gehirn und Organen; es können im schlimmsten Fall schwere Beatmungsprobleme mit lebensbedrohlichen Zuständen entstehen. Das ist zum Glück seltener. Aus einem chronischen , unbehandelten Apnoe- Syndrom entwickeln sich aber fast regelmäßig Bluthochdruck, Herzinsuffizienz ( verminderte Herzleistung), Herzrhythmusstörungen und die verstärkte Neigung zu Herzinfarkt und Schlaganfall.


Ursachen der Schlafapnoe
Im Schlaf kommt es bei jedem Menschen zu einer Erschlaffung der Muskulatur des Nasen- Rachen- Raumes. Beim sog. obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom ( OSAS), über das wir hier sprechen, kommt es dabei zu einer Rückverlagerung der Zunge und zu einer Engstellung des Rachenraumes, den man sich als einen Muskelschlauch aus mehr als 20 Muskelpaaren vorstellen kann. Nach dem Atemstillstand kommt ein tiefer Atemzug, der die verengten Atemwege öffnet und als lauter Schnarchton hörbar wird.

Das OSAS tritt oft bei Dauerschnarchern auf, gehäuft auch bei Übergewichtigen und Fettsüchtigen, bei denen die Atem- und Herzaktionen besonders behindert sind. Die Frage, ob das Übergewicht für die Apnoephasen verantwortlich ist oder umgekehrt das Apnoesyndrom durch Störungen der Gehirnfunktionen beim Patienten einen verstärkten Eßreiz und damit das Übergewicht auslöst, ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Zwei Drittel der Apnoiker sind übergewichtig, und fast alle klagen über einen erhöhten Eßreiz. Oft soll die Nahrungsaufnahme auch die ansonsten bestehenden psychischen Veränderungen und Probleme im Alltagsleben kompensieren.

Vorsicht ist bei Alkohol geboten. Er führt schon beim Gesunden zu einer Verlangsamung aller Kontrollmechanismen des Atemzentrums und auch zu einer Erschlaffung der Rachenmuskulatur. Bei Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, verstärkt und verlängert er die Phasen der Atemstillstände, und es können je nach Schweregrad der Symptomatik bedrohliche Situationen entstehen.


Anzeichen für eine obstruktive Schlafapnoe

Lautes Schnarchen, von dem man selbst wach wird, evt. begleitet von Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsmangel am folgenden Tag.
Starkes, unregelmäßiges Schnarchen mit mehr als 10 Atempausen pro Stunde, jeweils länger als 10 Sekunden ( Dies sind jedoch nur Richtwerte, die insbesondere ein Alleinlebender nicht durch Eigenbeobachtung ermitteln kann. )
Schnarchen im Intervall; im normalen Schlaf treten plötzlich schnappende Schnarchtöne auf. Nach einer Atempause öffnet sich dann bei tiefer Einatmung der Nasen-Rachen-Raum mit einem "Schnarchton".Meist stellen Partnerin oder Partner fest, daß der normale Atemrhythmus unterbrochen ist und Atempausen bestehen.
Gefahr: Durch die Weckreaktion, die das Atemzentrum zur Aktivität mahnt und auch den Patienten wach macht, wird die normale Schlafarchitektur, d.h. der normale Schlafablauf mit Traum- und Tiefschlafphasen, erheblich gestört. Daraus resultieren Anstiege von Blutdruck und Herzfrequenz. Bei vielen Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, kann allein dies schon zu schlimmen Situationen führen.
Morgendliche Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfdruck und Mattigkeit ( " wie gerädert").
Konzentrationsschwäche und Leistungsminderung am Arbeitsplatz und in der Freizeit.
Ausgeprägte Tagesmüdigkeit bis hin zum Schlafzwang, insbesondere bei monotonen Tätigkeiten ( bei langen Autofahrten, am Schreibtisch, beim Lesen, beim ruhigen Sitzen während der Mittagspause, beim Telefonieren, beim ruhigen Gespräch usw.).
Probleme in Beruf, Familie und Freundeskreis :durch Antriebsarmut, Schwerfälligkeit, verminderte Einsatzbereitschaft und ständige Müdigkeit entstehen Konflikte mit den Mitmenschen. Auch Depressionen und Potenzstörungen sind nicht selten.
Lärmbelästigung durch das laute Schnarchen: insbesondere für Partner, aber auch für Nachbarn und auch für Freunde in der Freizeit. Oft resultieren Isolation und ein zu psychischen Störungen führendes Schamgefühl.
Unruhiger Schlaf, nächtliches Schwitzen und vermehrtes Wasserlassen als weitere typische Symptome. Manche Patienten stöhnen und schreien unbewußt im Schlaf, rudern mit den Armen und wälzen sich im Bett herum während der Apnoephasen. Das zerwühltem Bett am Morgen kann auch für Singles ein Hinweis sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei jedem lauten Schnarchen, das einen selbst weckt oder die Umgebung stört ( um eine Behinderung der Nasenatmung abklären und ggf. behandeln zu lassen).
Bei unregelmäßigem Schnarchen oder einzelnen lauten Schnarchtönen nach einer Atempause ( meist von anderen beobachtet).
Wenn Unterbrechungen des regelmäßigen Atemrhythmus von Partnerin oder Partner festgestellt werden.
Wenn lautes und unregelmäßiges Schnarchen mit Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung und Konzentrations-und Leistungsminderung einhergehen.

Diagnostische Maßnahmen

Besuch beim Hausarzt oder Facharzt
Sie werden anhand der Symptomatik, der Krankengeschichte, evt. eines standardisierten Fragebogens sowie der klinischen Untersuchung das Beschwerdebild einordnen und eine geeignete weiterführende Diagnostik einleiten.


Ambulante Untersuchung :
Der Patient erhält ein Gerät, das zu Hause unter gewohnten Bedingungen während des Schlafes verschiedene Parameter bestimmt, die zur Beurteilung des Schlafverhaltens wichtig sind. Hierzu steht eine größere Auswahl von Meßgeräten zur Verfügung. Während des Schlafs werden Schnarchgeräusche, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut und die Körperlage aufgezeichnet,gespeichert und dem Arzt am nächsten Tag über seinen eigenen Computer ausgeworfen.

Bei anderen Geräten wird die Atemfrequenz über eine kleine Nasenmaske durch ein wärmeempfindliches Element gemessen. Ein Fingersensor bestimmt die Sauerstoffsättigung des Blutes, Herzfrequenz und Körperlage können mit Elektroden ebenfalls registriert werden. Ein kleiner Drucker , in einem kleinen Koffr untergebracht, speichert alle Daten und macht sie der Auswertung des Arztes zugänglich.


Untersuchung im Schlaflabor
Es handelt sich hier um einen Schlafraum, abgedunkelt, elektrisch isoliert und oft auch klimatisiert, in dem über Nacht alle relevanten Körperfunktionen eines Patienten überwachen und registrieren kann. Dem Patienten sind Elektroden an Kopf und Körper angelegt, um Ströme von Gehirn, Herz- und Skelettmuskeln ableiten zu können, die Aufschluß über das Schlafverhalten geben sollen. Auch Mund und Nase erhalten Fühler, damit die Atmung beurteilt werden kann. Eine Videokamera zeichnet alle Körperbewegungen auf, ein Mikrophon alle Laut, die der Patient von sich gibt. So kann man viele Daten über Blutdruck, Schnarchen und Atemaussetzer, Sauerstoffsättigung im Blut und andere Untersuchungsgrößen erfassen, in den Überwachungsraum neben dem Schlafzimmer übermitteln und dort als Arzt auswerten. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird die geeignete Therapie festgelegt. Ist eine Maskenbehandlung erforderlich, so wird diese in den nächsten zwei Nächten im Schlaflabor eingeleitet; denn es müssen der richtige Luftdruck und weitere Beatmungsgrößen für die sog. n CPAP- Behandlung ,die kontinuierliche positive Überdruckatmung (engl. continuous positive airway pressure) austariert werden.


Behandlungsmöglichkeiten beim Schnarchen

Störung der Nasenatmung beheben ( ggf. Mandeloperation oder Polypenentfernung).
Schlafposition ändern und Kopf hochlagern.
Gewicht reduzieren , besonders bei starkem Übergewicht, da Atmung und Herztätigkeit beeinträchtigt werden.
Bei leichtem Apnoe- Syndrom: medikamentöser Therapieversuch mit Theophyllin- Präparaten. Erfolgsrate ca. 30 % durch Reduktion der Anzahl der Atemstillstände und dadurch Verminderung der Tagesmüdigkeit( eine Therapiekontrolle im Schlaflabor ist hier aber in jedem Falle angezeigt).
In schweren Fällen: Continuierliche positive Überdruckbeatmung ( nCPAP) über eine Nasenmaske. Diese Kunststoffmaske wird über Gummibänder und eine Klappe am Kopf befestigt und führt dem Patienten durch einen kleinen Schlauch Frischluft zu. Eine Ventilator erzeugt mit ca.25-70 l Luftzufuhr pro Minute einen Überdruck, der die oberen Atemwege offenhält, auch wenn die muskulatur im oberen Rachen- und Kehlkopfbereich während des Schlafes erschlafft. Diese Maske sollte die ganze Nacht über getragen werden, weil nur so ein Therapieerfolg erzielt werden kann. Insbesondere in den frühen morgenstunden ist die gefahr häufiger und langer Apnoephasen besonders groß. Bei regelmäßiger Anwendung ist mit einem Behandlungserfpolg nach ca. 6 Wochen zu rechnen. Im besten Fall unterscheidet sich die Schlafqualität nicht von der eines Gesunden, und die Patienten haben wieder einen erholsamen Schlaf.