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AIDS

medizinischer Fortschritt-sozialer Stillstand

Vortrag vom 6.November 2001

Referent: Hr.Wieser, AIDS-Hilfe OÖ



 
Diskussion im JUZ
Nach dem Vortrag wurde noch lebhaft in den Räumen des JUZ diskutiert
 


 

Was ist HIV/AIDS?

Das Wort AIDS steht für die englische Bezeichnung Acquired Immune Deficiency Syndrome, auf Deutsch Erworbener Immundefekt. Bei einem Immundefekt ist die Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheitserregern vermindert.

Als Hauptursache für AIDS gilt die Infektion mit HIV (Human Immune Deficiency Virus = menschliches Immundefekt-Virus). 1983/84 wurde das Virus HIV-1 entdeckt, wenig später HIV-2. Beide Virustypen und ihre Untergruppen (Subtypen) weisen spezielle Merkmale auf und kommen je nach Kontinent unterschiedlich häufig vor. Für alle gelten aber die gleichen Schutzmöglichkeiten.

Die Wissenschaft teilt die HIV-Infektion in verschiedene Stadien ein. Mit AIDS wird das Stadium bezeichnet, bei dem das Immunsystem stark beeinträchtigt ist und sich bestimmte Infektionskrankheiten und Tumoren entwickeln können. Der Verlauf einer HIV-Infektion unterliegt starken Schwankungen und lässt sich nur schwer als eine festgelegte Abfolge von Stadien beschreiben.

Eine Infektion mit HIV kann zum einen durch den HIV-Antikörpertest (indirekte Methode), zum anderen durch den Virusnachweis (direkte Methode) festgestellt werden. Wie und wann sich eine HIV-Infektion zu einem Immundefekt entwickelt, hängt von zusätzlichen Umständen ab, die im Einzelnen noch nicht bekannt sind. Für das Leben mit HIV gibt es keine goldene Regel. Jeder sollte seinen eigenen Weg im Umgang mit dem Virus finden und, wenn nötig, Hilfe in Anspruch nehmen. Hilfreich sind ein soziales Umfeld, das Rückhalt und Unterstützung gibt, sowie eine bedürfnisorientierte medizinische Versorgung und Pflege.

Die HIV-Infektion ist noch nicht heilbar. Aber dank verbesserter Therapien hat sie heute einen viel günstigeren Verlauf. Das heißt, durch medizinische Behandlung bestehen gute Chancen, dass sich eine Immunschwäche zurückbildet oder ihr Auftreten sich viele Jahre hinauszögern lässt. Vieles spricht dafür, dass der medizinische Fortschritt zu einer immer höheren Lebenserwartung bei Menschen mit HIV führt.

AIDS ist nach wie vor eine bedrohliche und meist tödlich verlaufende Krankheit. AIDS steht auch immer wieder für unbegründete Ängste, für Diskriminierung und Ausgrenzung. Deshalb gilt es, zu informieren, aufzuklären, Vorurteile abzubauen, Zuwendung und Hilfsbereitschaft zu fördern.

Wie schwächt HIV das Immunsystem?

Das Immunsystem hat die Aufgabe, in den Körper eingedrungene Krankheitserreger z.B. Bakterien, Pilze, Viren unschädlich zu machen. HIV schwächt das Immunsystem, indem es die Helferzellen (auch CD4-Zellen oder T4-Zellen genannt) befällt und sich in ihnen vermehrt. Die Helferzellen haben unter anderem die wichtige Funktion, andere Zellen des Immunsystems bei der Abwehr von Krankheitserregern zu steuern.

Wenn HIV in die Blutbahn gelangt, kommt es zu einer Abwehrreaktion. Die hierbei gebildeten Antikörper können aber nicht in infizierte Wirtszellen eindringen. Das ist einer der Gründe, weshalb die dort vorhandenen Viren nicht unschädlich gemacht werden. Eine geringe Anzahl der befallenen Helferzellen wird direkt durch das Virus zerstört. Weitere, vor allem indirekte Mechanismen können zu eingeschränkten und fehlgesteuerten Abwehrreaktionen führen und so die Zahl der Helferzellen stark verringern.

Je mehr die Zahl der Helferzellen abnimmt, desto weniger ist das Immunsystem in der Lage, den Körper vor Krankheiten zu schützen. Bei fortgeschrittener Abwehrschwäche kann es zu opportunistischen Infektionen (sie nutzen das geschwächte Immunsystem, um sich ungehindert zu vermehren), zu Allergien und zum Wachstum verschiedener Krebsarten kommen.

Auch ein geschwächtes Immunsystem kann noch gut mit vielen der weit verbreiteten Krankheitserreger fertig werden. Menschen mit HIV brauchen also nicht vor jedem Schnupfen Angst zu haben.



Wie verläuft eine HIV-Infektion?

HIV-Infektionen verlaufen von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, und jeder einzelne Verlauf zeigt in der Regel starke Schwankungen. Krankheiten können, müssen aber nicht auftreten. Und zwischen einzelnen Erkrankungen liegen oft lange Zeiten ohne körperliche Beschwerden. Selbst ein voll entwickelter Immundefekt kann bis zum Auftreten schwerster Erkrankungen zunächst ohne Krankheitszeichen (= Symptome) verlaufen.

Wie stark sich HIV vermehrt und dadurch das Immunsystem schädigt, kann durch Blutuntersuchungen gemessen werden: Die Viruslast gibt die Zahl der Viren pro Milliliter Blut an. Je höher die Viruslast, desto schneller wird das Immunsystem zerstört. Die Zahl der Helferzellen, gemessen pro Mikroliter Blut, gibt Auskunft über den Zustand des Immunsystems. Je weniger Helferzellen, desto ausgeprägter die Immunschwäche.

Inzwischen gibt es verschiedene Medikamente, die gegen HIV und gegen opportunistische Infektionen zum Teil mit großem Erfolg eingesetzt werden.

Die ersten Wochen

Bereits kurz nach der Ansteckung mit HIV beginnt das Virus, sich vorübergehend sehr stark zu vermehren. Bei den meisten Menschen treten in den ersten Wochen der Infektion grippeähnliche Symptome (Krankheitszeichen des Primärinfekts) auf, die nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Viele bemerken diese Symptome kaum.

Bei allen Infizierten kommt es zu einer Abwehrreaktion, bei der Antikörper gebildet werden. Diese können in der Regel nach zwölf Wochen zuverlässig nachgewiesen werden.

Symptomfreie Phase

Die HIV-Infektion verläuft dann zunächst unauffällig, d.h., es treten keine Symptome auf. Diese Phase kann einige Monate oder viele Jahre andauern. Das Virus vermehrt sich jedoch weiter und schädigt dadurch das Immunsystem.

Die Krankheitszeichen, die im Verlauf der HIV-Infektion auftreten können, sind im Einzelnen betrachtet unspezifisch, d.h., sie kommen auch bei vielen anderen Krankheiten vor. Ob ein Immundefekt vorliegt oder nicht, kann deshalb nur ein Arzt/eine Ärztin feststellen, der/die auf diesem Gebiet spezialisiert ist.

Phase mit allgemeinen Symptomen

Irgendwann können Symptome auftreten. Diese sind meist allgemeiner Art, z.B. lang andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen (unter den Achseln, in der Leistengegend), starker Nachtschweiß und lang anhaltende Durchfälle. Zur Abklärung der Symptome sollte in jedem Fall ein/e erfahrene/r Arzt/Ärztin aufgesucht werden.

Schwerer Immundefekt

Treten bei einem schweren, durch HIV verursachten Immundefekt bestimmte Krankheiten auf, spricht man von AIDS. Dazu zählen z.B. die Pneumocystis carinii Pneumonie (PcP), eine Form der Lungenentzündung, oder infektiöse Erkrankungen anderer Organe, z.B. der Speiseröhre mit dem Hefepilz Candida albicans. Auch Viren wie Herpes simplex oder Herpes zoster können zu schweren Erkrankungen führen. Die häufigsten Tumorerkrankungen im Zusammenhang mit AIDS sind durch Viren bedingte Krebsarten, z.B. das Kaposi-Sarkom oder der Gebärmutterhalskrebs sowie Lymphome (bösartige Tumoren des Immunsystems).

Weil HIV die Blut-Hirn-Schranke überwindet, kann es auch die Zellen des Zentralnervensystems schädigen. Im Verlauf der HIV-Infektion können daher auch Nervenentzündungen und Hirnleistungsstörungen auftreten, die meist langsam und unauffällig beginnen.